Wie vermeide ich Ausfransungen entlang der Schnittkante?
Möchte man beschichtete Spanplatten oder laminierte Werkstoffe mit der Stichsäge bearbeiten, kommt es oft zu starken Ausfransungen oberhalb der Schnittkante. Diese entstehen durch die Auf- und Abbewegungen des Sägeblattes, dessen standardmäßige Verzahnung in Richtung der Stichsäge schaut. Die Vorteile sind genauere Schnitte und ein Zug in Richtung des Werkstoffes, sodass die Säge besonders leicht durch den Werkstoff geführt werden kann.
Ganz besonders schlimm ist es mit eingeschalteter Pendelhub-Funktion, welche zusätzlich für eine schlechtere Qualität des Schnittes bei bestimmten Werkstoffen sorgt. Sofern vorhanden, sollte der Pendelhub bei möglichst sauberen Schnitten auf jedenfall ausgeschaltet werden!
Im Folgenden finden sich verschiedene Möglichkeiten, um das Sägen ohne Ausfransen erfolgreich in die Tat umsetzen zu können.
1. Splitterschutz verwenden
Manche Stichsägen, wie beispielsweise die Bosch PST 900 PEL, haben bereits einen Splitterschutz (auch: Spanreißschutz) im Lieferumfang enthalten. Dieser wird in Höhe des Fußes mit möglichst engem Spalt für das Sägeblatt an der Stichsäge angebracht, sodass die Oberfläche der Schnittkante während des Schneidevorgangs unter Spannung steht und einzelne Ausrisse nicht entstehen können.
Splitterschutz-Aufsätze sind zudem transparent gestaltet, sodass weiterhin eine möglichst gute Sicht auf die Schnittlinie und den Schneidevorgang gewährleistet ist.
2. Drehen des Werkstückes
Ausrisse entstehen unter Verwendung eines normalen Sägeblattes auf der Seite, auf der die Stichsäge aufliegt. Bei jeder Aufwärtsbewegung des Sägeblattes wird durch die Verzahnung ein maßgeblicher Fortschritt im Material erzielt, welcher an der oberen Werkstoffkante zum “großflächigen” Ausreißen von Spänen führt.
Soll diese Seite des Werkstückes am Ende des Arbeitsprozesses also möglichst gut aussehen und die Schnittkante frei von Ausrissen sein, sollte man (sofern möglich) das Werkstück um 180 Grad wenden und die Bearbeitung von der gegenüberliegenden Seite aus starten, um ein Sägen ohne Ausfransen zu gewährleisten.
3. Verkehrt herum sägen
Eine weitere Möglichkeit das Ausfransen zu umgehen ist das Ansetzen der Stichsäge von der gegenüberliegenden Seite (von unten) der Dekofläche , sprich der Fläche, die am Ende des Arbeitsvorganges sichtbar sein wird. Sofern das Werkstück nicht gedreht werden kann, da es beispielsweise fest verankert ist, könnte diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden, da wie bereits erwähnt keine Ausrisse auf der von der Stichsäge gegenüberliegenden Seite entstehen.
Dieses Vorgehen sollte im Übrigen nur von geübten Heimwerkern genutzt werden, da es einen hohen Kraftaufwand erfordert und es schwierig ist, die Schnittlinie präzise zu verfolgen.
4. Abkleben der Schnittkante
Wer keinen Splitterschutz zur Hand hat oder sich keinen kaufen möchte, kann die Schnittkante mit Hilfe von gutem Maler-Kreppband abkleben. Dieses wird vor dem Schneidevorgang auf das Werkstück geklebt, die Schnittlinie nachgezogen und anschließend durch das Kreppband gesägt.
Die Spannung des Kreppbandes sorgt dafür, dass auf der Oberfläche des Werkstückes durch die Bewegungen des Sägeblattes keine Ausfransungen entstehen können.
5. Vorritzen der Schnittlinie
Mit Hilfe eines Cutter-Messers und eines Lineals kann eine möglichst tiefe Kerbe entlang der Schnittlinie in das Werkstück eingearbeitet werden, sodass der oberste Punkt des Werkstücks entlang der Schnittlinie unterhalb der Dekofläche liegt.
Ein Ausfransen an der Oberfläche des Werkstücks ist somit nicht mehr möglich, da der oberste Kontaktpunkt zwischen Werkstück und Sägeblatt unterhalb des später sichtbaren Bereiches liegt und auf Grund der erhöhten Spannung innerhalb des Materials ein Sägen ohne Ausfransen ausgeübt werden kann.
6. Spezielles Sägeblatt verwenden
Ein möglichst feines Sägeblatt könnte hier Abhilfe schaffen, doch führt es effektiv zum Ziel? Nein, tut es nicht, denn auf Grund der feinen Verzahnung ist deutlich mehr Kraftaufwand und Geduld erforderlich, um an das gewünschte Ziel zu gelangen. Im Laufe des Arbeitsprozesses läuft das Sägeblatt je nach Materialdicke fortlaufend heiß, wodurch längere Pausen eingelegt werden müssen.
Abhilfe wird hier geschaffen durch ein spezielles Sägeblatt mit umgekehrter Verzahnung. Die Zähne des Sägeblattes schauen nicht mehr wie üblich zur Stichsäge hin, sondern von ihr weg. Dies führt dazu, dass Ausrisse nun nicht mehr an der Oberfläche der Seite zu finden sind, an der die Stichsäge geführt wird, sondern auf der gegenüberliegenden Seite.
Ein Sägeblatt mit umgekehrter Verzahnung findet besonders Anwendung in Situationen, in denen das Werkstück nicht gedreht werden kann oder nicht genug Erfahrung vorhanden ist, um die Stichsäge präzise von unten führen zu können.
Beispiele für Sägeblätter mit umgekehrter Verzahnung finden Sie in unserer Übersicht für Stichsägeblätter.
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